Ausstellungen

...und Texte/Kritiken zu den Ausstellungen

 

zurück

Gruppenausstellungen  

1975                                 Jahresausstellung des BBK, Bremen

1978 – 82                       Beteiligungen an Bremer Kunstmessen des BBK

1979                                 „Landbeschreibung“, BBK Bremen

1980                                 Bremer Künstler in Danzig

1980                                 Bremer Künstler in Hessen

1981                                 „Werkstattspuren“, BBK Bremen

1983                                 „Künstler sehen ihre Stadt“, Rathaushalle Bremen

1984                                 „Bremer Künstler in der Graphothek“, Rathaushalle Bremen

1986                                 „Bremer ART“, Galerie unterm Turm, Stuttgart

1987                                 „Achimer Kunsttage“, Achim

1990                                 „Bilder der Arbeit“, Trier

1991                                 „Achimer Kunsttage“, Achim

2000                                 „Bilder der Galerie“, Kunstzentrum Alte Molkerei, Worpswede

2004                                 „Europa“, Kunstverein ART-Projekt, Bruchhausen-Vilsen

2006                                 „Landschaften“, Galerie Inkatt, Bremen

2007                                 Kunstherbst HavenHöft, Bremen-Vegesack

2009                                 Kunsthandlung Leuwer

2011                                 „das künstlerische Gedächtnis"; - Westend -; mit M. Sievers

2014                                 Kulturforum Bürgerhaus Hemelingen Ausstellung „Wachsen“

2014                                 Online-Galerie-Präsentation Saatchi-Art

2014                                 Online-Galerie-Präsentation "Electric Artcube.com"

2015                                 Online-Galerie-Präsentation "artworks-hamburg.de"

2015                                 Kulturforum Bürgerhaus Hemelingen Ausstellung „Reisen“

2017                                 7. Internationaler Kunstpreis Galerie QQArt, Teilnahme

2018                                Jahresausstellung des Künstler-Forum e.V., Schloss Zweibrüggen, Übach-Palenberg

 

Einzelausstellungen

 1978                                 - Permanente - , Böttcherstr. Bremen

1981                                 Galerie Belezza, Berlin

1984                                 „Das Spektrum meiner Kunst“, Galerie Kaiserstr., Bremerhaven

1984                                 „Gegen Grau“, Ölbilder im BBK Oldenburg

1984                                 „Momente des Sehens“, Stadtbibliothek

1985                                 „Lichtbilder“, Fotoausstellung Galerie S, Sparkasse Bremen

1988                                 „Malerei satt“, Ölbilder im Kleinen Olymp, Schnoor Bremen

1988                                 „Ölbilder“, Stadtbibliothek Syke

1993                                 „Malerei satt II“, Ölbilder im Kleinen Olymp, Schnoor Bremen

1996                                 „KunstkARTe“, Ölbilder bei Gerken

1999                                 „Zahn um Zahn“, Ölbilder in der Galerie ProART

2003                                 „Ölbilder“, Bürgerhaus Obervieland

2005                                 „PflanzenArt“, folk-Art-Galerie, Syke

2009                                 „Bilder der letzten Jahre“, Sparkassengalerie Stuhr-Moordeich

2014                                 "Reichlich viel Etwas", Kulturzentrum Sudweyhe, - Wassermühle

2015                                 „Paarungen“, Kulturforum Stuhr-Moordeich

2016                                 „Staunen – was alles so geht“, Kulturforum Ev. Kirche Kapitel-8, HB

2017                                 „Meine Welten – Ihr Erlebnis“, Kulturforum DKV-Residenz

2018                                 „So haben Sie es noch nie gesehen“, Kultur- und Quartierszentrum Huckelriede

2018                                 „Im Moment Grün – bis dann wieder Schnee fällt“, Haus Paula Becker, Bremen

 

Einführungstext zu "Meine Welten - Ihr Erlebnis", Kulturforum DKV-Residenz von Brigitte Tüttelmann, 2017 Einführungstext zu "Im Moment Grün - bis dann wieder Schnee fällt", Haus Paula Becker, Bremen von Regina Gramse, 2018, Kunsthistorikerin

Hier  sehen  Sie Werke aus seinen verschiedenen Schaffensperioden mit dem Titel  „Meine Welten, Ihr Erlebnis“, und schon  die intensive Farbigkeit der Einladungskarte macht deutlich, dass wir hier ein Spektrum der unterschiedlichsten Impressionen zu erwarten haben. Und als einen Leitgedanken meiner Einführung möchte ich auf ein Zitat von Marcel Proust verweisen, der sagte: Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern mit neuen Augen zu sehen“.

„Meine Welten“ - mit dem  Titelthema lädt Peter John  uns ein, in die Bildwelten eines  Malers einzutauchen, die geprägt sind durch  die Anschauung und das Hinterfragen des Gesehenen.

Da greift er ein Motiv auf, das ihm 1986 im Focke-Museum als besonders erschienen war, eine Tabakpresse, die er dann auch in verschiedenen Studien gezeichnet hat.

Die Tabakpresse steht für die Arbeiterschaft, sie ist damit ein Motiv für die Gewerkschaft zur Arbeiterbewegung, deren Mitglieder in früherer Zeit im Bereich der Neustadt als Zigarrenroller tätig waren. Hier zeigt er uns den Mittelteil des Triptychons in der beeindruckenden Größe von 1m X 1, 90 m in Ölfarbe auf Leinwand. Die Kraft der Presse steht für ihn als ein Gleichnis dieser Werktätigen, denen er mit seiner Arbeit ein Denkmal gesetzt hat.

Wenn Peter John eine Bildidee hat, greift er zunächst meist zur Kamera und nimmt sein Objekt auf. Dann beginnt er mit der malerischen Umsetzung. Das Bild „Unser Süppchen“ zeigt zunächst seine naturalistische Aufsicht auf einen Teller und genau dort, wo es auf den Inhalt ankommt, setzt er in den vertrauten Gegenstand einen abstrahierten Farbenbrei, der unsere eigene Betrachtung und Bewertung des vermeintlich Essbaren herausfordert. Doch unsere reiche Erfahrung hat uns gelehrt, dass wir doch recht vorsichtig mit unbekannten Speisen umgehen und Fremdes vielleicht besser in kleinen Häppchen probieren.

So hat er seine Bildidee, die ihm aus der Küche auf den Teller mit dem Löffel und weiter gefasst mit dem Blick aus dem Wintergarten zunächst als ein Foto realisiert und dann seine malerische Umsetzung daraus entwickelt.

Wenn wir uns dem nächsten Werk mit dem Titel „Heiß- Kalt“ zuwenden, gab es zunächst eine Bleistiftzeichnung in seinem Skizzenbuch. Diese Idee hat ihn jahrelang fasziniert und er hat sie mit der Gegensätzlichkeit von Feuer und Wasser Gestalt finden lassen. Als Maler war ihm die Struktur des Fließens sehr wesentlich, in den verschiedenen Farbnuancen modelliert er diese Bewegung.

Das Bild „Kino“ ist eine Darstellung, die sich mit dem Gegenüberstellen von 2 Figuren fast wie ein Diptychon liest. Ein Foto von 2 Frauen mit ihren Blicken nach links und rechts aus dem Bild heraus lassen die Mitte zwischen ihnen erst so richtig als Lücke deutlich werden- so wie in einer Musikkomposition, wenn eine unvermittelte Pause die Töne vorher – und – die danach - erst richtig mit Wucht spürbar werden lässt.

Es gibt angedeutete Figuren, sie stehen als Illusionen für die Dopplung der Frauen, wobei die farbigen Streifen die Intensität des Malens verdeutlichen, der Künstler selbst spricht hier „ von der Steigerung des Gegensatzes“.

Fotos aus Parks mit ihren Lichtdurchbrechungen vor tiefen Schattierten Bereichen haben das Auge des Malers gereizt zu einem nächsten Werk. Er nennt es „Lichtung“, wenn er uns in geheimnisvolle dunkle Hintergründe mit dichtem Bewuchs in den durchgestalteten Tiefenraum hineinleitet - und doch als Gegensatz dazu immer wieder auch die lichten Helligkeiten aufzeigt, so dass wir uns eingebunden fühlen können und das malerische Hell- Dunkel nicht beängstigend empfinden, sondern uns in ruhiger Gelassenheit durch die Lichtungen bewegen. Da sind es wieder, nach Marcel Proust, Landschaften, die wir mit neuen Augen sehen.

Und wenn die Impressionisten den kurzen Moment des Augenscheins in Farbzerlegungen mit ihrem Pinselduktus einfangen wollten, sehen wir bei Peter John, wie in seinem Werk „Sommerwiese“ die untergehende Sonne ihr weiches Licht durch die Grashalme fließen lässt, die Farbe bricht komplementär zu dem Grün und verstärkt den Moment des Schauens und Innehaltens.

Für den „Aufblick“ war es wieder ein Foto, das ihn zur Umsetzung in reine Malerei veranlasst, der Blick durch die Wipfel der Bäume in den Himmel hinauf- der Tiefensog lässt uns aufblicken und um uns in Erdnähe verbleibt das Rot als Gegensatz.

Und große Gegensätze finden sich im „Dickicht“, wo er mit kalten Farbveränderungen arbeitet, zunächst gestaltet er den Hintergrund, auf den er dann sein Motiv setzt, wobei es ihm um die Ganzheitlichkeit geht, denn aus den vielen Farbnuancen ergeben sich frei gestaltete Partien, die seinem künstlerischen Anspruch des Freien Malens entsprechen.

Das große Werk mit dem Titel „Wärmebild“ umreißt ein Thema, was nicht zur Entstehungszeit in den 80 er Jahren gültig war, sondern auch heute immer noch zu Diskussionen anregt. Die Frage nach Energie greift der Künstler auf, indem er Schwarzlicht einsetzt für den fehlenden Strom. Damit stellt sich die Energiefrage nach der technischen Erschließung der Erdwärme oder auch der Verwendung der Sonnenenergie. Und wie in Michelangelos weltberühmten Wer „Die Erschaffung des Adam“ wird hier das Zitat des gebenden Armes als Ausdruck göttlichen „Beseelens“ aufgegriffen, um dem Leben im Raum neuen Nährboden zu garantieren.

Nun habe ich Ihnen mit meinen Ausführungen nur einen kleinen Querschnitt durch die Ausstellung vor Augen führen können, nun sind Sie an der Reihe!  Machen Sie Ihre ganz eigenen Entdeckungen:  Und schauen Sie, welches der Bilder für Sie zu ihrem persönlichen   Erlebnis werden kann -  tauchen Sie ein in Peter Johns Welten!

 

"Im Moment Grün – bis dann wieder Schnee fällt"
 im Kunstkabinett Paula Becker 30.08.2018 – Regina Gramse

Der Titel der Ausstellung, die wir heute eröffnen, Im Moment Grün – bis dann wieder Schnee fällt, verspricht Landschaften, klingt wie Sommer und Winter, Farbe und Schwarzweiß und lässt Bilder mit Widersprüchen oder mehr noch, vielleicht einen malerischen Weg zwischen Extremen erwarten. Als P.J. 1971 sein Studium an der HfK Bremen begann, war noch Fotorealismus angesagt, auf den die Konzeptkunst mit der totalen Verneinung des Werkes antwortete, was wiederum die subjektive und gestische Malerei des Neoexpressionismus hervorrief. Die Betonung liegt auf “Neo”, denn nachdem nun alles schon mal da gewesen, d.h. die Malerei nicht mehr neu zu erfinden war, konnte die so genannte Postmoderne beginnen, mit prinzipiell zwei Optionen: dem kunsthistorischen Zitat, von dem viele Gebrauch machten und der seltener gewählten Möglichkeit einer stilpluralistischen Synthese, für die sich P.J. entschied und die sicher jene irritiert, die von einem Künstler eine lineare stilistische Entwicklung erwarten. Ausgehend von der Fotografie arbeitete er in malerischer Perfektion zuerst fotorealistisch, befreite sich dann zugunsten der Farbe vom Primat der Linie und schließlich auch vom Gegenstand. Seitdem stellt er sich die Aufgabe einer Synthese dieser formal widersprüchlichen Möglichkeiten, wohl wissend, dass deren wirkliche Synthese ebenso unmöglich ist, wie das ultimative Meisterwerk, an dem Honoré de Balzac 1831 in der Erzählung "Das unbekannte Meisterwerk" den Maler Frenhofer scheitern lässt. Weil auch wir klüger sind als Meister Frenhofer, sind wir damit einverstanden, dass uns in den Bildern von P.J. Realismus und Abstraktion innerhalb eines Werkes und von Bild zu Bild in ganz unterschiedlichen Anteilen begegnen, in immer wieder neuen Kombinationen, wobei der Gegensatz von beidem – gelegentlich gewürzt mit einer Prise Surrealismus – oft gerade den besonderen Reiz seiner Kompositionen ausmacht. Eines haben allerdings alle Bilder gemeinsam: sie haben entgegen der immer wieder behaupteten “Interesselosigkeit” von Kunst einen Sinn – Kunst ohne Sinn ist m.E. Dekoration, ist Design und ergo keine Kunst mehr. P.J. besteht darauf, dass seine Bilder Aspekte des Lebens reflektieren, weshalb ihm Bildtitel wichtig sind. Diese sind manchmal wörtlich zu verstehen, manchmal ironisch oder so widersprüchlich wie die innerbildlichen Stilebenen spannungsvoll sind. Einen der wörtlich zu verstehenden Titel hat das Bild Sonnenwiese (2011): hier dringt die Sonne keilförmig in die Wiese ein und wird, was die Dynamik des Pinselstrichs suggeriert mit dem die Sonne kreist, schließlich auch die dunklen Ecken erreichen, während das Gras gleichsam auflodert, bevor es sich mit dem kühlen Blau verbindet. Das Gras verbrennt nicht, solange das Gleichgewicht der Natur besteht. Ohne Sonne gäbe es die Wiese nicht, ohne Photosynthese keine Luft, ohne Gelb und Blau kein Grün. Dieses Bild ist ein Gleichnis elementarer Naturprozesse und auch ein rein malerisches Ereignis. Noch abstrakter ist das großformatige Bild Olympisches Grün, eine Komposition aus eher ruhigem Blau und bewegtem Grün, das in der Mitte aufbricht, dort, wo man anlässlich zweier heller Flecken unten links und rechts von der Mitte und drei fast kreisrunden blauen Aussparungen im Grün, den fünften olympischen Ring vermuten kann. Der Titel legt nahe, nach den Ring-Symbolen der fünf Erdteile zu suchen und sich Gedanken über die mittlere Bruchstelle zu machen. In Holzhaus (2014) geht es wieder um die Natur: mitten auf der oberen Schnittfläche eines aufrecht stehenden, naturalistisch gemalten Baumstamms steht ein minimalistisches Haus, sein Negativ durchlöchert den Stamm. Es mag hier herausgeschnitten worden sein. Unten erdet den Baum ein schmaler Streifen Grün. Der an sich abstrakte Hintergrund, links weiß, hellgrau, hellblau, rechts verdunkelt, von Nachtblau bis Schwarz, wird durch die weißen, als Wolken interpretierbaren Flecken, die über Baum und Haus ziehen und durch den Realismus des Baumstamms gegenständlich interpretierbar als sich verdunkelnder Himmel, in den das Haus über die Baumgrenze hinweg in schwindelnde Höhen gehoben ist. Es erinnert an Peter John Im Moment Grün – bis dann wieder Schnee fällt im Kunstkabinett Paula Becker 30.08.2018 – Regina Gramse 2 Wolkenkuckucksheim, an die Stadt in den Wolken, die sich bei Aristophanes die Vögel bauen, und das, synonym mit “Luftschloss”, eine völlig irreale Utopie bezeichnet. Hier vielleicht die Utopie der Rückkehr zum Einfachen zwecks Rettung der Natur? Ebenso können im Sinne der Umweltproblematik eine Reihe von Bildern mit Nahsichten auf Schneelandschaften interpretiert und als “Vanitas Stillleben” wahrgenommen werden, z.B. Dickicht mit hängenden Zweigen oder umgestürzten Bäumen, wo die Strukturen der Zweige in harten Schwarzweißkontrasten zwischen gegenständlicher Bindung und autonomer grafischer Struktur changieren, während der Schnee zart bläulich und rosa-violett glitzernd, den Kontrast von Farbe und Nichtfarbe einbringt und Ungebügelte Natur, wo der in dünnen roten Linien gezeichnete, surreale Auftritt eines nur bei genauerem Hinsehen bemerkbaren Bügeleisens den Titel des Bildes verifiziert. Vor einem größeren Ausschnitt eines bergigen Waldes stehen in Bruno Tauts Ausstellungsobjekte für die Umgestaltung der Alpen, im Vordergrund auf weißen Sockeln aufgestellte geometrische Figuren, eine Kugel, eine Pyramide und ein Quader. Diese Schneelandschaft hat neben den eher abstrakten, schwarzweißen auch braune und tannengrüne, sehr malerische, teilweise verwischte Partien, die den Wald hier natürlich/ naturalistisch erscheinen lassen. Mit seinen vielfältigen Strukturen wirkt das Waldstück chaotisch, ganz im Gegensatz zu den geometrischen Objekten. Bruno Taut war in der für Architekten arbeitslosen Zeit des ersten Weltkrieges Initiator der “Gläsernen Kette”, einem 1 geheimen brieflichen Austausch über Architekturutopien, die ihn zu seiner Schrift Alpine Architektur (1919) anregten, einer Fantasie über den Ausbau der Alpen mit einer kristallinen Architektur zwischen Matterhorn und Monte Rosa. Taut war auch Propagandist der “Auflösung der Städte” im Sinne der realistischen Gartenstadtbewegung, an der er seit den 1920er Jahren mitarbeiten konnte. Auf dem Boden dieser Realität reduzierte er seine Alpenfantasie auf den Glasbaukasten Dandanah mit roten, gelben, grünen, blauen und farblosen Glasbausteinen in Elementarformen, die P.J. in opaker Variante zitiert, womit sie sich besser als gläserne von der Landschaft abheben. Eine umweltkritische Interpretation des Bildes aus dem Gegensatz von Kultur und Natur liegt nahe, greift aber zu kurz, denn die weniger auf Sockeln als auf “sakralen” Stelen erhöhten Objekte haben einen ästhetischen Reiz, mit dem sie sich gegenüber der Natur durchaus behaupten. Und gerade darum, um ästhetische Ideen ging es Bruno Taut – damals noch ohne jegliche Sorge um die Natur – als er, den Vorwurf der Sinnlosigkeit gegen seine Alpenfantasie vorwegnehmend ausrief: …sind wir vom Nützlichen glücklich geworden? – Immer Nutzen und Nutzen; Komfort, Bequemlichkeit, – gutes Essen, Bildung – Messer, Gabel, Eisenbahnen, Closets und doch auch – Kanonen, Bomben, Mordgeräte! Blos[s] Nützliches und Bequemes wollen ohne höhere Idee ist Langeweile… 2 So ist das Bild über mögliche umweltkritische Aspekte hinaus, vielleicht grundsätzlicher zu verstehen: als ein Sinnbild des ewigen Konfliktes zwischen Idee und Wirklichkeit. Abschließend möchte ich zur Untermauerung der eingangs behaupteten stilpluralistischen Synthese noch auf das Wärmebild hinweisen, wo Farbfeldmalerei, Realismus und Surrealismus das Rätsel einer schwarzen Glühbirne formulieren, die auf der fallenden Bilddiagonalen einer zum Grün der Pflanzen komplementären roten, d.h. farblich maximal energetischen Stelle zustrebt. So wie dieser Arm gemalt ist, erinnert er an den ausgestreckten Arm Adams in der Sixtinischen Kapelle, die Glühbirne an seinen Finger, der sich seinem Schöpfer zum Empfang des göttlichen Lebensfunken entgegengestreckt. Hier sind viele Assoziationen möglich, die überlasse ich aber Ihnen. Ich habe genug geredet und wünsche Ihnen nur noch viel Anregung durch P.J.s Motive und Freude an seiner Malerei.

 

1 U.a. Walter Gropius, Hans Scharoun, Wassili Luckhardt, Hermann Finsterlin, Wenzel Hablik

2 Bruno Taut Alpine Architektur, Hagen 1919, Tafel 16

 

2018 - So haben Sie es noch nie gesehen 7.2.2020 - MK Kreiszeitung Syke –

Künstler Peter John stellt naturalistische Ölgemälde im Quartierszentrum Huckelriede aus

Kritischer Blick auf die Gesellschaft

Gerald Weßel 18.01.2018

Huckelriede. Ein Spaziergang kann vieles sein – auch ein Ölgemälde. „Vom Spaziergang zurück“ heißt eines der Bilder auf Leinwand, die der 70-jährige Künstler Peter John aktuell im Quartierszentrum Huckelriede ausstellt.

Peter John vor einem seiner Ölgemälde (Ausschnitt), die Formate von 100 mal 90 Zentimeter oder noch größer haben.
(Walter Gerbracht)

Sie alle haben eher ein großes Format, wie 100 mal 90 Zentimeter oder noch größer.

Erfahrung im Malen hat Peter John reichlich, er malt seit knapp 50 Jahren. Die Motive sind vielfältig, und doch haben sie alles eines gemeinsam: Sie alle sind Vertreter naturalistischer, realistischer Ölmalerei, die allenfalls minimal abstrahiert daherkommt. „Gegenständliche Malerei auf Basis der Wirklichkeit“, beschreibt der Maler seine Kunst. „Ich male nach Ideen.“

Der Titel der Ausstellung „Was Sie so noch nicht gesehen haben“ ergebe sich aus seinem Verständnis der Kunst: Der Satz umschreibe die Transformation der Wirklichkeit durch das Kunstschaffen des Künstlers. „Man schafft mit jedem Bild eine neue Wirklichkeit, die an die reale Wirklichkeit angelehnt ist“, erklärt der in der Neustadt lebende Künstler. Es sei niemals eine exakte Entsprechung, gleichgültig, wie realistisch das Bild gemalt sei. Nach Johns Verständnis ist es „ein anderer Blick auf die Wirklichkeit“. 

Den Spaziergang im Gemälde macht der Künstler höchst selbst. „Manchmal bin ich mein eigenes Modell“, erzählt er. Doch dies sei eher eine Ausnahme auf dem Gemälde von 1986. Alle anderen Bilder der Ausstellung seien zum einen deutlich jünger, aus den vergangenen drei bis fünf Jahren. Und im Weiteren seien es keine Bildnisse seiner selbst, erklärt der Maler, sondern anderer Menschen in wechselnden Umgebungen.

Ein übergreifendes Thema, dass sich in vielen, wenn auch nicht in allen Gemälden fände, sei die kritische Beobachtung der Gesellschaft. Klinge kompliziert, sei es aber nicht: „Die Bilder sind selbsterklärend“, beruhigt der Künstler und freut sich auf interessierte Besucherinnen und Besucher der kleinen Ausstellung im Quartierszentrum, Niedersachsendamm 20a. Dort sind die Werke von Peter John noch bis Freitag, 2. Februar, zu sehen und können auch käuflich erworben werden.

 

  SERIE MEIN KUNST-STÜCK Peter John und sein Ölbild „Die Teilung der Tropfen“

Realismus und Abstraktion
Aktualisiert: 06.02.20 19:37

Der Bremer Maler Peter John präsentiert sein großformatiges Ölbild „Die Verteilung der Tropfen“. Foto: MESTER
Bremen - Von Christiane Mester

Zwei Mädchen, vertieft in ihr Spiel im Freien, verschütten Wasser mit Gießkannen. Dass sie es auf dem Bild in verschiedene Richtungen gießen, ist kein Zufall. „Die beiden verteilen das Wasser gerecht“, sagt Peter John, der mit dieser Darstellung auf die Trinkwasserproblematik in weiten Teilen der Erde hinweisen will. Mit seinem Werk „Die Teilung der Tropfen“ ist der 72-jährige Maler Teil unserer Serie „Mein Kunst-Stück“.

Mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt. Doch der größte Teil ist ungenießbares Salzwasser. Kaum mehr als zwei Prozent sind trinkbar und tatsächlich zugänglich – ein Bruchteil. Im Verhältnis zum Gesamtaufkommen ist das nur ein Tropfen, den sich weltweit 7,7 Milliarden Menschen teilen müssen. Dass das nicht für alle gleich gut funktioniert, darauf will Peter John hinweisen. Während das kühle Nass vielerorts wie selbstverständlich aus der Erde sprudelt, herrscht anderswo auf der Welt bitterer Mangel daran. Den Fingerzeig auf die globale Ungleichheit bei der Trinkwasserversorgung vermittelt „Die Teilung der Tropfen“ allerdings nicht vorrangig über das Motiv. „Ich falle nicht mit der Tür ins Haus“, sagt Peter John über sein Werk.

In das Zentrum seines großformatigen Ölbildes stellt John zwei Kinder. Die Szene, die wie eine lustige Wasserspielerei im Grünen anmutet, lässt ihren tieferen Sinn erst bei näherer Betrachtung erkennen. Der Hinweis liegt in der Maltechnik versteckt: Der Künstler bildet die Mädchen naturalistisch ab. Er bezieht sich somit auf den Stil des Realismus und dieser Querverweis deutet die eigentliche Intention des Bildes an. John bedient sich einer Kunstauffassung, in der es vorrangig darum geht, ein soziales oder politisches Bewusstsein zu fördern. Vertreter des Realismus setzen sich mit ihren Bildern häufig für eine bestimmte politische Haltung ein. Und auch der 72-Jährige hat eine Botschaft: „Das Wasser soll auf der Welt gerecht geteilt werden“, sagt er. Dass er als Maler einen Hang dazu habe, gesellschaftsrelevante Themen aufzugreifen, führt er auf seine Jugendzeit zurück. „Wir waren damals alle ein bisschen politisiert, Ende der 60er Jahre, Anfang der 70er Jahre“, sagt John. Und aus dieser Lebensphase leitet sich wohl auch seine Auffassung von der Kunst ab. Denn er schreibt ihr die Aufgabe zu, bestehende Thesen zu unterstützen. So wie es beim Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser der Fall ist. 2010 ist es von der Vollversammlung der Vereinten Nationen anerkannt worden. Die Umsetzung lässt jedoch weiter auf sich warten.

Die normative Aussage ist nicht der einzige Grund, warum Peter John dieses Bild besonders wichtig ist. Es zeuge auch von seiner künstlerischen Weiterentwicklung. „Ich war früher strenger naturalistisch“, sagt er mit Blick auf die wirklichkeitsnahe Darstellung, die hier auf die Mädchen beschränkt ist. Darüber hinaus betrachtet, löst sich der logische Zusammenhang der Gartenszene auf und das Bild verkehrt sich ins Abstrakte. Das sei ein deutlicher Kontrast zu seinen Arbeiten der 80er Jahre, die etwa im Zuge des Förderprogramms „Kunst im öffentlichen Raum“ entstanden sind.

Gemeinsam mit dem Künstler Rolf Wienbeck hat er unter anderem „Die Geschichte der AG Weser“ gemalt. Das Werk von 1985 lässt sich als ein sozialkritischer Kommentar zur Werftenkrise verstehen, im Zuge derer nicht nur der Gröpelinger Betrieb seine Tore schloss. Für Bremen und andere Hafenstädte ging damals eine Ära zu Ende. Ähnliches lässt sich über das vormals enge Verhältnis der Kunst zur Politik sagen, dass es so nicht mehr gibt. „Heute hat man Angst vor politischer Kunst, die wird gerne verteufelt“, sagt John. Doch das könnte sich perspektivisch ändern, angesichts einer Zeit, in der politisierte Jugendliche zu Tausenden für eine Neuausrichtung der Klimapolitik auf die Straße gehen.

 

10.08.1978 - Die Kunstschau der Böttcherstr. - permanente - 28.03.1985 - Kunstfrühling 1985 - WK  Detlef Wolf

1978 - BBK      Kunstmesse 1978 - WK  Detlef Wolf 1978 - BBK      Kunstmesse 1978 - BN Herbert Albrecht